„Pädagogischer Begleithund im Kindergarten 

 Kastanienburg“

 
 Andrea Praß

 

 

 

Ein tierischer Freund hilft dem Kind die Aufgaben des Großwerdens zu meistern“ (Boris Levinson).

 

 

 

 Die Eltern der Elterninitiative Kastanienburg sind als Träger der Einrichtung damit 
 einverstanden, dass ein pädagogischer Begleithund und Kindergartenhund in unserem
 Kindergarten spielen und arbeiten darf.
 Das Team ist auch damit einverstanden und steht hinter diesem Konzept und der 
 Einrichtungsleitung.

 

 

Ein Hund im Kindergarten – Warum eigentlich?
 
 In meiner langjährigen Arbeit mit Kindergartenkindern habe ich sehr viele Situationen 
 beobachtet, die mich immer mehr dazu motiviert haben, den Bereich der hundgestützten 
 Intervention in unserem Kindergarten einzuführen.

 

Bei meinen täglichen Spaziergängen mit meinem Hund, aber auch, wenn ich mit meiner Gruppe Waldausflüge veranstalte, ist mir aufgefallen, dass einige Kinder Angst vor Hunden haben. Wenn uns Hundehalter entgegenkamen, reagierten einige Kinder mit Angst, und suchten Schutz bei uns Erziehern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um große oder kleine Hunde handelt oder ob der Hund die Kinder bei einer Begegnung beachtet.

 

Kinder müssen vermittelt bekommen, dass es nur wenige gefährliche Hunde gibt und das Übergriffe von Hunden auf Menschen meist durch Letztere selbst verursacht werden. Zumindest könnten sie oft durch richtiges Verhalten abgewendet werden.

 

Es gibt aber auch Kinder, die ihnen unbekannte Hunde streicheln, weil sie die mögliche Gefahr nicht einschätzen können. Sie müssen lernen, dass es gefährlich sein kann, ohne Rücksprache einfach einen Hund zu berühren.

 

Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass Kinder den richtigen Umgang mit Hunden lernen.

 

Es ist in unseren Augen nicht richtig, Kinder zu ihrem Schutz von Hunden fernzuhalten oder ihnen gar Angst vor Hunden einzureden. Sie sollten Freude im Umgang mit einem bekannten oder unbekannten Tier durch adäquates Verhalten und Respekt entwickeln und lernen, dass ein Tier ein individuelles Lebewesen ist, das gemäß seinen Erfahrungen und Instinkten auf Menschen reagiert und sich entsprechend verhält. Die Kinder kommen schneller zur Ruhe und lernen Ängste ab- und eine Beziehung zu den Tieren aufzubauen.

 

Hundgestützte Intervention kann auch einen pädagogischen Effekt auf Kinder haben.

 

Ein Tier stützt und stabilisiert den Entwicklungsprozess eines Kindes.

 

Im Verlauf dieses Prozesses muss ein Kleinkind dauerhaft gewisse Aufgaben bewältigen. Die Bewältigung solcher Aufgaben kann einen hohen Druck ausüben und dadurch zu Frustration oder Ängsten führen.

 

Ein Kind lernt unaufhörlich und als Erwachsener würde man die Lern- und Erfahrungsleistung eines Kindes wahrscheinlich als schwere Arbeit empfinden. Hier kann ein Therapiebegleithund helfen. Besonders Hunde sind für den Einsatz in sozialen, pädagogischen, medizinischen und psychiatrischen Arbeitsfeldern sehr geeignet.

 

Hunde haben ähnliche soziale Strukturen und Bedürfnisse wie wir Menschen. Sie sind einfühlsam, anpassungsfähig, suchen Kontakt zu anderen Sozialpartnern und genießen Aktivitäten mit Menschen.

 

Der Hund kann u. a. das Gefühl der Akzeptanz, der Geborgenheit, des Zuhörens und der Freude vermitteln. Er ermöglicht unverfänglichen Körperkontakt, fungiert als Kontaktstifter, liefert Gesprächsstoff, fördert motorische und kognitive Entwicklungen sowie Eigenaktivitäten des Menschen. Er unterstützt das Sozialverhalten, insbesondere Empathie, Rücksichtnahme, Akzeptanz von Grenzen, Zurückstellung eigener Bedürfnisse und das Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein.

 

Die dargestellten Eigenschaften, Verhaltensmerkmale und Wirkeffekte prädestinieren einen Hund dazu, erfolgreich in einer Jugendeinrichtung, Schule oder eben im Kindergarten zu arbeiten.

 

Cara ist eine Labradoodlehündin. Sie wurde am 17.04.2018 in Deutschland geboren, lebt seit Mitte Juni 2018 bei Andrea Praß (Kindergartenleitung) und gehört seitdem zu ihrer Familie.

 

Unsere Arbeit im Kindergarten wird seit Juli 2018 durch Cara unterstützt, die in der Prägephase erst einmal an die Kinder, ihr Verhalten, ihre Lautstärke etc. gewöhnt wurde und zu Beginn nur kurze Einheiten in der Einrichtung verbracht hat. Die Dauer ihrer Einsätze im Kindergartenalltag wurde stetig erweitert, so dass sie nach der langen Eingewöhnungszeit ein festes Mitglied des Teams ist.

 

Cara hat mit der Zeit gelernt, dass ihr Aufenthalt im Kindergarten selbstverständlich ist. Cara begleitet ihren Menschen drei Mal in der Woche in den Kindergarten und arbeitet täglich passiv, da sie nur anwesend ist.

 

Zusätzlich wird sie einmal wöchentlich zu gezielten pädagogischen Angeboten eingesetzt. Cara kann in der Gruppe und im Einzelsetting eingesetzt werden.

 

Die Einsätze können aktiv mit dem Hund, mit anwesendem passivem Hund oder ohne Hund stattfinden. Wie die Settings stattfinden, mit welchem Inhalt und welchen Kindern wird regelmäßig in den Teamsitzungen vorbereitet.

 

Caras fester Platz ist im Leitungsbüro, wo auch Wasser, Fressnapf und ihr Körbchen stehen. Von dort aus besucht sie, immer in Begleitung ihres Menschen, die Kinder draußen oder in der Gruppe.

 

Cara hat ihren festen Platz zwar im Büro, aber auch in der Gruppe steht ein Korb, wo sie sich zurückziehen kann und die Kinder wissen, dass Cara dann ihre Ruhe braucht.

 

Damit die Kinder lernen können, dass Cara ihre Ruhe braucht, trägt sie ein optisches Signal in Form eines Halstuches. Hat sie es an, dürfen die Kinder sie mit Absprache der Erzieher streicheln. Hat sie es nicht an, wird sie in Ruhe gelassen.

 

 

Ausbildung:

 

 Cara besucht seit der 9. Lebenswoche zusammen mit ihrem Menschen die Hundeschule. 

 Dabei geht es um die Sozialverträglichkeit zu anderen Hunden, um die Bindung an seinen

 Menschen und um Gehorsamsübungen, Verlässlichkeit und Souveränität. 

 

 Von September 2018 bis Juni 2019 absolvierten Cara und ihr Mensch die Ausbildung zum 

 Begleithunde-Team für hundgestützte Interventionen bei der Organisation: „Gesundheit 

durch Tiere e.V.“ in Wuppertal.

 

Ziel dieser Ausbildung ist:

 

Sie soll die Teilnehmerinnen durch die Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Werten dazu befähigen, bei ihrer Durchführung von hundgestützten Interventionen in ihrem spezifischen Berufsfeld zum Wohle der betroffenen Menschen professionell und tierschutzgerecht ihren Hund einzusetzen.

 

 

Situationsbeschreibung Kindergartengruppe:

 

 In unserem Kindergarten ist es nicht immer leise.

 

Mit 24 Kindern und drei Erzieherinnen ist immer etwas los bei uns. Wir sind viel an der frischen Luft und lassen keine Möglichkeit aus, Spaß zu haben, neue Dinge zu erkunden und die Welt kennen zu lernen.

 

Die 2 Gruppenräume sind so ausgelegt, dass sich die Kinder hier entfalten und entwickeln können. Es gibt Platz für Rollenspiele, Wahrnehmung und Konstruktionsspiel, Kreativität usw… . Die Kinder spielen frei in allen Bereichen.

 

Da es eine Elterninitiative ist, sitzen die Eltern natürlich mit im Boot und zusammen mit den Erziehern arbeiten alle nach unserem Leitsatz:

 

 „Gemeinsam, Individuell, Fördern.“

 

Unsere Woche im Kindergarten ist sehr strukturiert. Jeder Tag hat sein Motto, da ist z.B. Montag der Spielzeugtag, Dienstag gehen wir turnen, Mittwoch gehen wir immer in den Wald. So ist der Donnerstag zum Hundetag geworden, an dem wir in Kleingruppen zum Thema Hund arbeiten. Freitags ist unser gemeinsamer Frühstückstag.

 

 

Inhalte:

 

Wir arbeiten nach dem situationsorientierten Ansatz, achten auf Partizipation und arbeiten gerne mit den Kindern an Projekten.

 

Hier kann die geplante hundgestützte Pädagogik gut einfließen.

 

Z.B. können die Kinder eigenverantwortlich über Art und Weise und den Ablauf des jeweiligen Hundeprojektes entscheiden. Die Erzieherinnen sind immer dabei und unterstützen die Kinder indem sie Material zur Verfügung stellen und die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.

 

Beherrscht der Hund einige Aufgaben, z.B. Apportierübungen ( Spielzeug holen und dem Kind bringen), kleine Kunststücke (z.B. Pfote geben) oder Hindernisse überwinden (z.B. über eine Hürde springen) können mit den Kindern innerhalb der gelenkten Interaktion gezielt Übungen und Spiele durchgeführt werden, die ein bestimmtes Förderziel haben, z.B. mit dem Hund gemeinsam einen Slalom durchlaufen mit dem Ziel die Feinmotorik des Kindes zu schulen.

 

Eine Grundlage der tiergestützten Arbeit ist die Freude des Hundes an seiner Arbeit. Deshalb muss berücksichtigt werden, dass jeder Hund individuell ist und deshalb die Kenntnisse des Hundes zwar auf den Einsatz in der Einrichtung zugeschnitten sein sollten, sich jedoch genauso an den Interessen und Vorlieben des Hundes orientieren sollten.

 

 

Ziele:

 

Der Umgang mit dem Hund in unserer Kindertagesstätte erfüllt aus unserer Sicht viele positive Faktoren.

 

  •  Den Kindern wird der richtige Umgang mit Hunden sowie deren Bedürfnisse und Körpersprache nähergebracht, so dass sie nach und nach sicher im Umgang mit Hunden werden.
  •  Durch die Begleitung eines Hundes wird die Sozialfähigkeit und das Verantwortungsbewusstsein geschult.
  •  Soziale Wirkung: Aufhebung von Isolation und Einsamkeit, Zulassen von Nähe, Körperkontakt, Streitschlichtung, antidepressive Wirkung.

 

  •  Die Kinder haben Zeit, sich in ihrem Tempo dem Hund zu nähern, um Ängste abzubauen, die sie anderenfalls ihr Leben lang begleiten und auch einschränken könnten.
  • Kein Kind muss sich dem Hund nähern, die Entscheidung liegt immer beim Kind.

 

Cara begegnet den Kindern völlig unvoreingenommen und wird Zuneigung und Aufmerksamkeit zeigen, was gerade auch für sehr lebhafte oder unruhige Kinder eine positive Erfahrung ist, da sie doch eher mal in Konflikte mit anderen Kindern oder auch Erwachsenen geraten. Die Sprache, Herkunft, das Aussehen oder eventuelle Handicaps sind Cara egal und die Kinder genießen ihre Gesellschaft sehr.

 

Darüber hinaus unterstützt sie uns auch im Bereich der Sprachförderung oder bei unsicher wirkenden Kindern, da Cara den Kindern viele Anlässe gibt, zu sprechen (mit ihr oder über sie).

 

 

Hygiene:

 

 Cara ist umfassend geimpft und bekommt vier Mal im Jahr eine Wurmkur. Außerdem 

 bekommt sie bei Bedarf Medikamente gegen Parasiten (Flöhe, Zecken).

 

Diese Maßnahmen werden per Impfbuch dokumentiert.

 

Bestimmte Bereiche der Einrichtung sind für Cara (zeitweise) tabu.

 

Hierzu zählen natürlich die Küche oder auch die Gruppenräume während der Mahlzeiten.

 

Cara hat gelernt, dass unser Außengelände keine Hundetoilette ist und sie ihre „Geschäfte“ außerhalb des Kindergartens machen muss oder an einem für sie abgeschirmten Platz.

 

Die Kinder werden von den Fachkräften daran erinnert, vor dem Essen und nach ggf. abschlecken durch Cara, ihre Hände gründlich zu waschen.

 

Bei Kindern mit Hundehaarallergie sind wir im engen Austausch mit den Eltern und besprechen, was wir zulassen können und was nicht funktioniert. Da Allergien sich verschieden auswirken und unterschiedlich stark sind, kann man hier nur eine individuelle Lösung suchen.

 

Im Weiteren ist zu sagen, dass selbst das Robert Koch Institut in Zusammenarbeit mit dem statistischen Bundesamt den Kontakt zu Heimtieren ausdrücklich empfiehlt. Ängste von Eltern der beteiligten Kinder können dadurch minimiert werden:

 

„Das Risiko der Übertragung von viralen, bakteriellen, mykenischen oder parasitären Zoonosen Erregern von Heimtieren auf Menschen kann durch die Einhaltung hygienischer Maßnahmen sowie durch tierärztliche Überwachung, verbunden mit bestimmten Impfungen der Tiere, erheblich reduziert werden.“ (Robert Koch Institut, 2008).

 

 

Allgemeine Hygienemaßnahmen

 

  • Der Kindergartenbegleithund wird gesund und ausgeglichen ernährt. Die geltenden Tierschutzbestimmungen werden eingehalten.
  •  Vor der Zubereitung von Lebensmitteln bzw. vor dem Essen werden die Hände sorgfältig gewaschen.
  • Nach intensivem Streicheln werden die Hände gewaschen. Das Lecken im Gesicht ist grundsätzlich nicht erlaubt.
  • Der Hund ist frei von für Menschen ansteckenden Erkrankungen.
  • Bei akuter Erkrankung oder einem ungeklärten Krankheitsbild wird der Hund nicht eingesetzt und kommt auch nicht in die Einrichtung.
  • Es besteht ein vollständiger Impfschutz des Hundes. Dieser ist durch Eintragungen im Impfbuch nachgewiesen.
  • Der Hund wird nachweislich mindestens alle drei Monate entwurmt.
  • Es erfolgt ein zeitnahes Entfernen von Ektoparasiten (Zecken, Flöhe).
  • Der Hund wird regelmäßig alle sechs Monate oder unverzüglich bei akuter Erkrankung einer Tierärztin zum Gesundheitscheck vorgestellt.
  • Die Umgebung des Hundes ist sichtbar sauber und ordentlich gestaltet. Der Fußboden im Aufenthaltsbereich des Hundes wird täglich gereinigt.
  • Der Liegebereich wird mindestens einmal in der Woche gereinigt, die Hundedecke bei hoher Temperatur einmal wöchentlich gewaschen.
  • Der Fress- und Wassernapf des Hundes wird täglich gereinigt.
  • Der Hund wird regelmäßig gewaschen und gebürstet.
  • Das Spielmaterial des Hundes wird in einer separaten Kiste aufbewahrt und regelmäßig gereinigt.

 

 

Dokumente in der Einrichtung

 

  •  Versicherungsnachweis
  • Zustimmung des Trägers („Arbeitserlaubnis“)
  • Impfausweis / amtsärztliches Untersuchungsdokument
  • Entwurmungsprotokoll
  • Zertifizierungen
  • Hygieneplan der Einrichtung
  • Sachkundenachweis